Studienreise in die Schweiz – Infos, Erfahrungen, Erkenntnisse (Projekt PF183)

Die Vertreter des Leben ohne Barrieren, z. u. machten Ende Oktober/Anfang November 2014 eine Studienreise in die Schweiz im Rahmen des Projektes „Austausch von Erfahrungen und guter Praxis im Bereich der Sozialdienstleistungen, die den gehandicapten Menschen und Senioren ermöglichen, in ihrer natürlichen Umgebung zu leben“. Diese Studienreise wurde von dem schweizerischen Partner des Projekts der Organisation Pro Infirmis und von Herrn Pavel Zdrahal vorbereitet. Ziel dieser Reise war die Gewinnung der Erkenntnisse im Bereich der Sozial- und Gesundheitsdienste, etc., die die Integration der Behinderten und Senioren unterstützen, und ihnen ermöglichen, in ihrer natürlichen Umgebung zu bleiben.

Das Programm der ersten zwei Tage hat Herr Pavel Zdrahal vorbereitet, ein schweizerischer Experte. Herr Zdrahal ist technischer Fachmann u.a. im Bereich der Entwicklung von Hilfsmitteln, er hat Verbindungen zu vielen schweizerischen Organisationen, die auf dem Gebiet der Sozial- und Gesundheitsdienste tätig sind. In seiner Begleitung besuchten die Vertreter von Leben ohne Barrieren (ŽBB z. ú.) zuerst die BAND-Genossenschaft (www.band.ch), einen großen sozialen Betrieb, der hunderte von Behinderten beschäftigt, und auch Wohn- und Ausbildungsdienste leistet. Hier ließen sich die ŽBB-Mitarbeiter von den Tätigkeiten im Bereich der Arbeitsdiagnostik und –integration inspirieren, die sie für die Weiterentwicklung der Leistungen im Bereich der Sozialrehabilitation und in Behindertenwerkstätten nutzen werden. Sie wurden von Herrn Bernhard Christen, Leiter der Abteilung Abklärung & Training, begleitet.

  

Es folgte die Besichtigung der Stiftung Battenberg (www.battenberg.ch). Bei dieser Institution, die den jungen Menschen mit einer geistigen Behinderung Ausbildung und Arbeitspraxis bietet, erhielten die ŽBB-Mitarbeiter v.a. Informationen über den Vorgang der Arbeitsdiagnostik und über die Finanzierung der Arbeitsintegration aus dem System der Invalidenversicherung. Diese Informationen bekamen sie von den Herren Roland Rudolf, Leiter der Abteilung Wohn-, Gesundheits- und Gastronomiebereich, und Andreas Löffler, Leiter der Abteilung Uhrenbereich.

Am nächsten Tag fuhren die ŽBB-Mitarbeiter von Bern nach Oensingen, wo sie die VEBO-Genossenschaft (www.vebo.ch/de) besuchten. In diesem großen sozialen Betrieb, der hunderte von Menschen mit einer gesundheitlichen Behinderung beschäftigt, und Wohn- und Ausbildungsdienste leistet, inspirierten sich die ŽBB-Mitarbeiter von den Aktivitäten im Bereich der Arbeitsintegration der Behinderten in vielen Bereichen der Pharma- und Lebensmittelindustrie, Holzverarbeitung, usw., sowie im Bereich der  Dienstleistungen für die Klienten der Tagesstätte. Diese Erkenntnisse nutzten/nutzen sie für die Weiterentwicklung des Dienstes der Sozialrehabilitation, der Tagesstätte sowie für geschützte Werkstätten. Die Informationen wurden von Herren Gilbert W. Giger, Direktor VEBO Oensingen, und Fredi Ritter, Direktor VEBO Werkstätte Oensingen, übermittelt.

  

Als nächstes folgte die Besichtigung SAHB – Schweizerische Arbeitsgemeinschaft Hilfsmittelberatung für Behinderte und Betagte (www.sahb.ch). Auf der Ausstelung der Hilfsmittel Exma VISION von 1.000 m2 Ausstelungsfläche, die von dieser gemeinnützigen Gemeinschaft betrieben wird, konnten sich die ŽBB-Mitarbeiter, genauso wie alle Besucher, mehr als 600 Hilfsmittel aller bedeutenden Hersteller kostenlos ansehen und ausprobieren. Diese Hilfsmittel dienen zur Kompensation gesundheitlicher Handicaps  - zu Unterstützung der Mobilität und der Selbstständigkeit. Durch die Ausstellung wurden sie geführt von Frau Fränzi Grossenbacher, Direktorin, die ihnen die Exponate vorführte und eine fachmännische Erläuterung lieferte. Unter ihrer Assistenz konnten die Hilfsmittel ausprobiert werden. Sie informierte auch über die Hersteller, Hilfsmittelparameter, Preise, Finanzierung, u. dgl. Diese Informationen konnten die ŽBB-Mitarbeiter nutzen für die Weiterentwicklung der Dienste des Hilfsmittelverleih, den sie seit 10 Jahren betreiben. Die Informationen nutzten sie auch im Rahmen der fachmännischen Sozialberatung, die u. a. auf die Beratung im Bereich der Beschaffung und Nutzung der Hilfsmittel gezielt ist.

Am Ende des Tages besuchten die ŽBB-Mitarbeiter die Firma OMNIROLL AG (www.omniroll.ch), die einen modernen elektrischen Rollstuhl auf einem einzigartigen Fahrgestell entwickelt. Mit Hinsicht auf die ŽBB-Initiative im Bereich der Entwicklung der Hilfsmittel war dieser Besuch auch sehr aufschlussreich.

Nach 16 Uhr fuhr die Gruppe nach Arbon ab. 

  

Das Programm für die nächsten zwei Tage wurde von dem schweizerischen Partner des Projekts vorbereitet,  der Organisation Pro Infirmis  (www.proinfirmis.ch).

Die Organisation und Realisation des Programms wurde von Herrn André Meier, Leiter Pro Infirmis im Kanton Thurgau-Schaffhausen, Frau Marlies Hauser, Leiterin des geschützten Wohnens und Entlastungsdienstes Pro Infirmis im Kanton Thurgau-Schaffhausen, und Frau Anita Obendrauf, zweite Leiterin des Dienstes begleitetes Wohnen im Kanton Thurgau-Schaffhausen, durchgeführt. Weiter hat an dem Programm Herr Christian Lohr, Mitglied des Pro Infirmis-Vorstands und des Schweizerischen Nationalrats, teilgenommen.

Das zweitägige Programm begann mit dem Besuch der Organisation Home Instead Seniorenbetreuung, Arbon (www.homeinstead.ch). Diese Organisation, die nicht registrierte Sozialdienste im Außenbereich leistet, die die Hauspfleger unterstützen , z.B. den nicht registrierten Entlastungs- und Pflegedienst, hat den ŽBB-Mitarbeitern eine sehr interessante Präsentation vorgeführt. Diese erläuterte die komplette Organisation der Dienstleistungen in der Schweiz, die die gesundheitlich behinderten Senioren, sowie ihre Familienmitglieder nutzen können, um die Behinderten in ihrer häuslichen Umgebung pflegen zu können. Die Präsentation wurde von Herrn Thomas Aepli, Direktor der Zweigstelle Arbon, durchgeführt.

    

Es folgte der Besuch der Organisation Spitex (www.spitex-oberthurgau.ch), der Arbeitsstelle in der Stadt Amriswil. Die Organisation leistet Sozial- und Gesundheitsdienste im Außenbereich, die die häusliche Pflege unterstützen, die von der Kranken- und Sozialversicherung bezahlt wird. Der organisatorische Model dieser Dienstleistungen unterscheidet sich ziemlich viel von der Praxis in der Tschechischen Republik, weil in der Schweiz diese Dienstleistungen  verbunden durch einen Anbieter geleistet werden. Die Dienstleistungen dieser Organisation wurden von Frau Maja Kradolfer Mettler, Direktorin der Zentralstelle, vorgestellt.

Danach fuhr die Gruppe in die psychiatrische Klinik Münsterlingen, wo sie sich mit Frau Ute Ferro traf, Leiterin des geschützten Wohnens der Organisation Verein für Sozialpsychiatrie, bei der die ŽBB-Mitarbeiter am Nachmittag zu Besuch waren. In Kreuzlingen besuchten sie zwei Wohnungen, wo der Verein für Sozialpsychiatrie (www.vsptg.ch) einen Aufenthaltsdienst des begleiteten Wohnens für Menschen mit leichter Behinderung bietet. Dieser Dienst wird bis jetzt in der Tschechischen Republik nur selten angeboten, besonders in den Regionen außerhalb der großen Städte. Während des Besuchs konnten die ŽBB-Mitarbeiter auch einige Empfänger dieses Dienstes treffen und ausführliche Informationen erfahren.

Es folgte die Fahrt nach Frauenfeld, Kantonalsitz des Partners des Projekts, Organisation Pro Infirmis, wo für die ŽBB-Mitarbeiter folgende Präsentationen vorbereitet wurden:

  • Präsentation des Beratungsdienstes im Bereich Inanspruchnahme von Assistenzbeitrag - Frau Eva Londino
  • Präsentation des Entlastungsdinestes im Außendienst – Frau Marlies Hauser
  • Präsentation des geschützten Wohnens im Außendienst – Frau Anita Obendrauf

Im Laufe der Präsentationen kam Frau Silvia Heinzmann, Architektin und Fachfrau für Barrierenfreies Bauwesen, die an dem vorherigen Projekt teilgenommen hat, das auf den Erfahrungsaustausch im Barrierenfreien Aufbau gezielt wurde.

  

Am nächsten Tag, 7.11.2014, fuhren die ŽBB-Mitarbeiter von Arbon nach St. Gallen, wo sie die Organisation Profil – Arbeit & Handicap (www.profil.proinfirmis.ch) besuchten, die zu Pro Infirmis gehört und den Dienst der unterstützten Beschäftigung für Menschen mit gesundheitlicher Behinderung bietet. Diese Dienstleistung ist in dem schweizerischen Sozialsystem viel besser verankert als in der Tschechischen Republik, wo sie immer noch nicht zu den registrierten Sozialdienstleistungen gehört. Die ŽBB-Mitarbeiter erfuhren nützliche Informationen über die Regeln der Durchführung dieser Dienstleistung, über die Finanzierung, usw., die sie für die Entwicklung der Sozialrehabilitation nutzen werden. Die arbeitet eng mit dem Dienst der geschützten Beschäftigung zusammen im Rahmen der Unterstützung der Arbeitsintegration von Behinderten. Diese Dienstleistung präsentierte Herr Stefan Wissmann, Direktor der Zweigstelle Profil St. Gallen - Appenzell. Nach der Präsentation folgte eine kurze Pause, in der die Vertreter ŽBB die Mitarbeiter der Zweigstelle Pro Infirmis St. Gallen - Appenzell kennen lernten. Gastgeber war Herr Vinzenz Jud, Direktor dieser Zweigstelle.

Es folgte Besuch bei Procap (www.procap.ch), desen Mitglieder Menschen mit gesundheitlicher Behinderung sind. Diese Organisation bietet ihren Mitgliedern vor allem Beratung im sozial-rechtlichem Bereich und setzt sich für ihre Interessen ein. Informationen über die rechtliche Beratung, die v. a. die Ansprüche der Behinderten auf verschiedene Formen der staatlichen Unterstützung betreffen, übergab Frau Claudia Jost, Leiterin des Beratungsdienstes. Während dieser Präsentation kam auch Herr Christian Lohr, Vorstandsmitglied Pro Infirmis

  

Nach der Besichtigung des Doms in St. Gallen mit seinen barrierenfreien Umbauten fuhr die Gruppe nach Amriswil. Hier wurde von einem fünfköpfigen Mitarbeiter Team Pro Infirmis Amriswil, geleitet von Herrn Peter Ohnemus, Direktor der Zweigstelle, eine anschauliche Präsentation  der fachlichen Sozialberatung vorbereitet. Die vorgeführte Kasuistik stellte für die ŽBB-Mitarbeiter, die selber diese Dienste anbieten, eine ausgezeichnete Fallarbeit und hohe Komplezität dar, mit welcher dieser Dienst von Pro Infirmis angeboten wird.

  

Konkrete Schlussfolgerung aus dieser Studienreise war z. B. das Treffen am 27.01.2015 in Centrum bez bariér (Zentrum ohne Barrieren) in Nová Paka, sowie das Treffen am 29.01.2015 im Arbeitsamt in Jičín. Hier wurde  den Arbeitsbewerbern, Vertretern der Kontaktstellen des Arbeitsamtes, sowie den Arbeitgebern, die an diesem Treffen teilnahmen, der Dienst der Sozialrehabilitation vorgestellt. Die Anregung zu einer engeren Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt brachten die ŽBB-Mitarbeiter von der Studienreise mit, bei der sie das schweizerische Programm der Arbeitsdiagnostik und –rehabilitation kennen lernten.
Informationen über diese Veranstalltungen auf www.zbb.cz.

Weitere konkrete Schlussfolgerung aus der Studienreise war das erweiterte Angebot der Ergotherapie für die Klienten der Tagesstätte bei ŽBB (Leben ohne Barrieren). Es handelt sich dabei um Tätigkeiten und Beschäftigungen, die die ŽBB-Mitarbeiter bei dem Besuch der Tagesstätte VEBO kennen lernten.

Präsentationen aus der Studienreise unter: herunterladen 
Ausführliche Fotodokumentation unter: Galerie 
Videoaufnahmen unter: Video
Artikel veroffentlicht in der Zeitschrift Achát unter: Artikel
Artikel veroffentlicht in Spitex Magazin unter: Artikel
Interessante Beispiele der Barrierfreiheit und Markierungen im Rahmen der Studienreise aufgesammelt unter: Galerie